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Gebannte Hoffnung

Inhaltsangabe

 Marie-Anne-Sophie ist eine Deutsche Adlige im19. Jahrhundert.

Sie wird an ihrem 13. Geburtstag von Französischen Soldaten vergewaltigt und wird schwanger. Ihre Mutter wird bei dem Versuch ihr zur Hilfe zu kommen getötet und auch ihr Vater fällt etwa zur gleichen Zeit an der Front. 

Im zarten Alter von noch nicht einmal 14 Jahren bringt sie ihren Sohn Adrian zur Welt. Die schwere Geburt kostet sie fast das Leben.

Von ehemaligen Bediensteten wird sie wieder gesund gepflegt, kann aber erst Jahre später eine Beziehung zu ihrem Sohn aufbauen. 

Nach Beendigung des Krieges fängt für sie die Odyssee erst richtig an. Sie wird von Verwandten, die auch Verwandte des Königs sind, von ihrem Schloss vertrieben, tötet auf der Flucht einen Mann und wird zu Tode verurteilt. 

Durch Einfluss der Kirche wird sie begnadigt, aber des Landes verwiesen.

Sie flüchtet nach Amerika um dort ein neues Leben zu beginnen.

Ihr Onkel, der schon Jahrzehnte dort lebt ist gestorben als sie dort eintrifft. 

So steht sie erst allein da und baut mit ihrem Sohn die Ranch „Hope“ auf. 

Adrian ist inzwischen 20 und Mary, wie sie dort genannt wird, hat in dieser Zeit keinen Mann in ihr Leben gelassen. Zu Tief sind die Wunden der Vergangenheit. 

Trotzdem gelingt es Daniel ihr Herz zum schmelzen zu bringen. Sie verliebt sich in ihn und die Schutzmauer, die sie um sich herum gebaut hat, fällt zusammen. 

Ihr Glück ist nur von kurzer Dauer. Ein halbes Jahr nach ihrer Hochzeit, verunglückt Daniel tödlich.Für sie bricht eine Welt zusammen. Sie vegetiert vor sich hin, bis sie merkt, dass sie schwanger ist. 

Als sie Jake einen jungen Halbblut Indianer kennen lernt, der zugleich Arzt ist, verschließt sie sich vor ihren Gefühlen zu ihm. Auch er leidet. Er hat seine Frau an einen anderen Mann verloren. Doch Jake und Mary erleben ein Abenteuer, dass sie für immer aneinander bindet.

 

Mary wird depressiv und leidet unter enormen Verlustängsten.Es braucht viel Zeit bis sie endlich das Glück das ihr geschenkt wurde annehmen kann.

Als Leseprobe habe ich den Anfang des Buches ausgewählt:

 

„Mein Sohn ist zwanzig!“

Alle starrten mich an. Rose fand als erste die Sprache wieder. Roses Mann Richard arbeitete für mich, damit die Koppeln für die Pferde fertig wurden. Pastor Mayr war noch zum Essen da gewesen und Daniel, der Freund von Rose und Richard Evory, war bei ihnen  zu Besuch.

„Aber du bist doch höchstens fünfunddreißig“, entsetzte sie sich. Auch die anderen blickten mich schockiert und wie ich fand, sogar vorwurfsvoll an. Keiner sprach. Sie warteten auf eine Erklärung. Warum nur, fragte ich mich, hatte ich angefangen zu reden? Aber andererseits - irgendwann würde Adrian hier sein und dann wäre das Gerede sowieso nicht mehr zu stoppen. In einem kleinen Dorf wie San Heaven würde sich jeder das Maul über mich zerreißen. So war es nun einmal.

„Ich bin vierunddreißig um genau zu sein!“  Jetzt hatte ich mich schon einmal entschlossen meine Geschichte zu erzählen und so fuhr ich auch fort. Warum auch nicht? Aber ich konnte es nicht vermeiden, beschämt zu Boden zu blicken. Vielleicht war es gut, wenn wenigstens die hier Anwesenden, die Menschen zu denen ich Vertrauen gefasst hatte, die Wahrheit erfuhren. „Das ist eine lange Geschichte, aber ich erzähle sie euch.“

Nach einer Pause, die ich nötig hatte um meine Gedanken neu zu sortieren, fuhr ich fort. „Nun, die meisten von euch wissen ja bereits, dass ich von adliger Herkunft bin.“ Daniel wusste das nicht. Im sogenannten gelobten Land war die Hierarchie anderen Gesetzen unterworfen. Nur, dass San Heaven fast ausschließlich aus Einwanderern bestand. Richard kam aus Schottland und kannte die Monarchie. Sein Freund war Engländer, so viel ich wusste. Das war mir im Moment aber auch egal. Daniel war der einzige Fremde hier im Raum und bald würde er wieder abreisen und mich vergessen haben. So dachte ich jedenfalls ... sonst hätte ich wohl kaum den Mut gefunden, so frei zu reden.

 „Das soll aber alles unter uns bleiben.“ Ich wollte auf keinen Fall, dass meine Lebensgeschichte die Runde machte. „Ich wuchs in einem großen Schloss, nahe der Grenze zu Frankreich auf. Wir hatten dort eine Menge Bediensteter. Zum Entsetzen meiner Eltern machte ich mir aber nicht viel daraus. Ich muss wohl ein echter Wildfang gewesen sein. Meistens, wenn ich gesucht wurde, war ich im Pferdestall. Bei den Tieren fühlte ich mich wohl.“ Bei dem Gedanken daran musste ich grinsen. Das war eine der guten Erinnerungen die ich an Deutschland hatte.

„Oft wurde ich geschimpft, weil meine Kleider schmutzig waren und nach Stall rochen. Aber ich war mit meinem Leben rundum zufrieden und mit zehn Jahren konnte ich schon besser reiten, als jeder junge Mann bei uns in der Gegend. Als ich zwölf war, 1870 brach bei uns der Krieg aus. Vater verließ uns und wurde als General an der Front eingesetzt. Nachdem der Krieg etwa zehn Monate gewütet hatte, wurde unser Schloss von französischen Soldaten besetzt. Wir wurden ausquartiert und zogen in das Gesindehaus. Die Franzosen hielten das Schloss belagert und konfiszierten unsere Pferde. Ansonsten ließen sie uns aber in Ruhe.“ Ich brauchte wieder eine Pause. In den Gesichtern sah ich gespanntes Schweigen.

„An meinem 13. Geburtstag, wir saßen gerade bei Kaffee und Kuchen, klopfte es an der Tür. Draußen standen drei Franzosen in Uniform. Sie trugen einen vierten, einen offensichtlich schwer verwundeten Mann auf den Armen. Mutter ließ sie herein und wollte nach einer Dienerin rufen.

Sie hatten den Verletzten auf das Sofa gelegt. Aber sie spielten nur Theater. Alles war nur inszeniert gewesen. Als Mutter sich umdrehte, sprang der Mann auf und fiel sie von hinten an. Ich höre noch heute wie die anderen lachten und johlten. Dann machten sie sich zu viert über sie her. Ich hatte mich hinter dem Sofa versteckt und musste zusehen wie die Männer meine Mutter brutal vergewaltigten. Nachdem sie von ihr abgelassen hatten, zerrte mich einer aus meinem Versteck. Sie rissen mir die Kleider vom Leib und …“ Ich konnte kaum weiter erzählen und musste erst ein paar Mal schlucken. Noch nie hatte ich darüber geredet. Warum ausgerechnet heute?

Rose hatte sich inzwischen neben mich gesetzt und drückte meine Hand. „Das ist ja schrecklich.“

„Ja, Das war es! Es war Entsetzlich! Aber der Horror geht noch weiter. Ich schrie und weinte so sehr, da sammelte meine Mutter all ihre Kräfte zusammen und warf sich auf einen meiner Peiniger, um ihn von mir abzulenken. Aber der packte sie nur und schleuderte sie, leicht wie eine Puppe gegen den Kamin. Ich bin irgendwann ohnmächtig geworden und als ich wieder aufwachte lag ich bei unserer alten Köchin Emma in der Stube und Hans der Pferdepfleger hielt meine Hand. Meine Mutter war tot. Sie starb bei dem Versuch mir zu helfen. Als sie gegen den Kamin geschleudert wurde, hatte sie sich das Genick gebrochen.“ Ich schlug mir die Hände vors Gesicht, als würden dadurch die Bilder verschwinden und um meine Tränen zu verbergen. Oft fragte ich mich, ob sie vielleicht noch leben würde, wenn ich nicht so gejammert hätte.

„Du musst nicht weiter erzählen, wenn es zu schmerzhaft ist.“ Rose legte den Arm um mich und wollte mich an sich ziehen.

Ich richtete mich auf und machte mich steif. „Nein es geht schon wieder!“ Langsam sog ich den Atem ein um meine Lunge zu füllen und weiter zu reden.

„Ich war einen Tag lang bewusstlos gewesen und während dieser Zeit war ein Bote gekommen mit der Nachricht, dass mein Vater, nicht weit entfernt, an der Front gefallen war. Also hatte ich Vater und Mutter an einem Tag verloren.“

Nach all den Jahren die inzwischen vergangen waren, konnte ich nicht verhindern, dass die Tränen unaufhörlich über meine Wangen kullerten. Es war schwer,  an das ganze Drama von damals zu denken. Ich nahm das Taschentuch, das Rose mir reichte, wischte mir die Tränen ab und putzte mir die Nase. Die anderen am Tisch sahen sehr bestürzt aus.

 „Sie haben da aber schon viel Schlimmes in Ihren jungen Jahren erleben müssen. Umso mehr freut es mich, dass Sie nun bei uns sind, Miss Tanndorf.“ Reverend Mayrs Worte waren ehrlich gemeint und von allen im Raum kam beipflichtendes Gemurmel. Vier Augenpaare schauten mich nunmehr mitleidig an.

Ich hatte mich wieder etwas beruhigt und nahm einen Schluck Kaffee, um den Knoten in meinem Hals hinunterzuspülen. „Ich möchte Ihnen den Rest auch noch erzählen. Ich war rein körperlich noch sehr klein, aber schon voll entwickelt.“ Es war mir außerordentlich peinlich, das vor allen auszusprechen und die Röte stieg mir ins Gesicht. „Zu allem Unglück bin ich schwanger geworden und das hätte mich fast das Leben gekostet. Als Adrian auf die Welt kam, habe ich ihn gehasst! Emma hat sich um ihn gekümmert. Ich bin ihm aus dem Weg gegangen, wo immer ich konnte. Erst als er vier war, gelang es mir, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Nach seiner Geburt bin ich depressiv geworden, bin nicht mehr nach draußen gegangen, habe mich verkrochen und mich von Emma, Hans und den verbliebenen Hausangestellten, wo es nur möglich war, bedienen lassen.

Eines Tages kam Adrian von draußen herein. Er hatte einen kleinen Blumenstrauß in der Hand und stolperte damit direkt in meine Arme. „Damit du nicht mehr traurig bist, Mama“, hatte er zu mir gesagt. Da wurde mir klar, dass Adrian trotz allem mein Kind war und dass er eigentlich alles war, was mir geblieben ist und dass nur er mir mein Leben zurückgeben konnte.“

Ich schmunzelte bei dem Gedanken an den kleinen Knirps, mit den Gänseblümchen in seiner kleinen Faust. Deutlich sah ich ihn, wie er damals vor mir stand. Ich hatte ihn an mich gerissen und fast erdrückt. Aber mit jeder Sekunde, die ich ihn an mich presste, wuchs meine Liebe zu ihm und wenn ich daran dachte,  konnte ich es immer noch spüren. Selbst heute fühlte ich bei dem Gedanken daran, wie er mein Herz berührte. „In diesem Moment, als mein kleiner Sohn sich an mich drückte, fing ich wieder an zu leben.  Aber es wurde nicht gut. Es gab kein Happy End. Die nächsten Jahre waren ein einziger Kampf und Adrian allein hat mir die Kraft dazu gegeben durchzuhalten. Der Krieg, der begonnen hatte, weil Frankreich sich in die Thronfolge von Preußen eingemischt hatte, ging nur ein Jahr. Am Ende fielen das Elsass und Lothringen an Deutschland.“ Mir fiel ein, dass hier wahrscheinlich noch nie jemand diese Namen gehört hatte, geschweige denn wusste, wo die Gebiete lagen. „Wir sind mit Emma und Hans wieder ins Schloss eingezogen. Die Pferdezucht erholte sich langsam wieder und als es uns besser ging, meldeten sich plötzlich die Verwandten meines Vaters. Wir nahmen seinen Bruder, mit dessen  Frau und seinen vier Kindern bei uns auf.  Und schon bald waren wir nur noch die Geduldeten.

Da die Frau meines Onkels eine direkte Verwandte des Königs war, schaffte sie es, Anspruch auf unser  Anwesen geltend zu machen. Indirekt ging es wieder um die Thronfolge. Ich machte mir keine Illusionen, dass Adrian jemals Anspruch auf den Thron haben würde. Aber anscheinend tat es meine Tante. Mein Sohn kam in der Thronfolge noch vor ihren Söhnen. Ich weiß nicht, was sie sich davon versprach. Jedenfalls gaukelte sie dem König vor, dass ich ein Lotterleben geführt und ein Hurenkind zur Welt gebracht hätte. Daraufhin jagte man uns aus dem Haus, nur um uns dann wieder zu verfolgen und einzufangen. Wir haben uns versteckt und als Adrian sechzehn war, machten wir uns daran unser Eigentum zurückzubekommen. Aber ohne Erfolg. Im Gegenteil. Es wurde eine regelrechte Treibjagd auf uns gestartet. Ich wurde bei dem Versuch Adrian zu schützen schwer verletzt.“ Nun brauchte ich eine kurze Atempause und entschied mich zu verschweigen, dass ich einen Mann getötet hatte, um unser Leben zu retten. Der Vorfall lastete so schon schwer genug auf mir. Ich hatte mehr Albträume davon, als von der Vergewaltigung. Wie oft war ich schon aufgewacht, mit dem Bild des jungen Soldaten vor Augen, wie sich die Heugabel in seine Brust bohrte. Ich konnte sein Gewicht spüren, als er nach vorn kippte… ‚Gott, vergib mir!’ betete ich, wie schon so oft im Stillen, bevor ich fortfuhr. „Zwei Jahre später, in denen ich mich als Magd durchgeschlagen hatte, konnte ich über die Kirche eine Audienz beim König erwirken, mit dem Ergebnis, das ich einige persönliche Dinge meiner Familie mit mir nehmen durfte. Ich bekam eine Summe Geld angeboten unter der Bedingung, dass ich all meine Titel ablegen musste, Deutschland innerhalb einer Woche zu verlassen hatte und niemals zurückkehren würde. Natürlich habe ich dieses Angebot sofort angenommen. Diese Adelstitel hatten noch nie große Bedeutung für mich gehabt.